Informationen zum Sterilisations­eingriff beim Mann - OP und Ablauf


Vasektomie - Die Vorbereitungen:

Vasektomie - OP, Methoden und Risiken

Wichtigste Voraussetzung für die Vasektomie ist eine abgeschlossene Familienplanung und die vorherige Beratung beim Facharzt. Nur so kann der Mann die Entscheidung treffen, ob der Eingriff für ihn die richtige Verhütungsmethode ist. Entscheidet er sich nach reiflicher Überlegung für die Operation, willigt der Patient schriftlich ein. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist u.a. die volle Geschäftsfähigkeit.

Die Vasektomie gilt als unkompliziert. Es sind keine aufwendigen Vorbereitungen vor dem operativen Eingriff zu treffen. Der Patient kann vor der OP ganz normal essen und trinken (falls die OP nicht unter Vollnarkose stattfindet). Auf Alkohol sollte am Tag vor der Operation verzichtet werden.

Blutverdünnende Medikamente (z.B. ASS) sollten nach Rücksprache mit dem Arzt etwa 5 Tage vor der OP nicht mehr eingenommen werden.

Es ist zu empfehlen, dass sich der Patient von einer Begleitperson nach der Operation abholen lässt.

Wichtig und hilfreich ist eine sorgfältige Rasur am Unterleib. Direkt vor dem Eingriff wird das Operationsgebiet desinfiziert. Häufig wird eine lokale bzw. örtliche Betäubung durchgeführt. Je nach Vasektomie-Methode wird entsprechend betäubt. Anbei werden drei Methoden genannt:

  • Klassische Vasektomie: örtliche bzw. lokale Betäubung durch eine Injektion mit einer Spritze.
  • "Non-scalpel" (ohne Skalpell) Vasektomie: örtliche bzw. lokale Betäubung durch eine Injektion mit einer Spritze. "No-needle-no-scalpel" Vasektomie (ohne Spritze und ohne Skalpell): örtliche bzw. lokale Betäubung mit Luftdrucktechnik

Vasektomie - Der Eingriff und verschiedene Methoden:

Es soll an dieser Stelle auf drei grundsätzliche Methoden eingegangen werden. Die klassische Vasektomie-Methode ist die in Deutschland am weitesten verbreitete Methode. Zwei andere Methoden, die "Non-scalpel" Vasektomie und die "No-needle-no-scalpel" Vasektomie, sind, was die wesentlichen operativen Schritte angeht identisch und unterscheiden sich nur in der Art der Betäubung und in der Technik der Eröffnung der Haut.

Die klassische Vasektomie:

Hier wird die Haut über dem Samenleiter mit einem kleinen Schnitt von etwa 0,5 cm - 1 cm eröffnet. Es folgt die Freilegung des Samenleiters, die Durchtrennung des Samenleiters und die Entnahme eines etwa 1 cm - 3 cm langen Samenleiterstücks. Die beiden Enden werden elektrisch verödet und mit einem Faden unterbunden. Im Ergebnis ist somit bei diesem Samenleiter der Transportweg der Spermien unterbrochen. Zum Abschluss werden die jeweiligen Enden in verschiedenen Gewebeschichten des Hodensackes vernäht, so dass die Enden nicht mehr direkt vor einander liegen. Der gleiche Vorgang wird dann auf der anderen Seite durchgeführt. Pro Seite dauert der Eingriff ca. 15 Minuten, insgesamt also 30 Minuten. Am Ende der OP wird ein steriler Verband aufgetragen. Die Operation ist so gut wie schmerzfrei.

Die "Non-scalpel" Vasektomie (NSV):

Bei diesem aus den USA stammenden Verfahren handelt es sich um eine Vasektomie, bei der es zu keinem direkten Hautschnitt kommt und demzufolge auch kein Skalpell benutzt wird.

Bei der "Non-scalpel" Vasektomie wird die Hodensackhaut (Skrotalhaut) an einer oder zwei Stellen punktiert (von Operateur zu Operateur unterschiedlich). An diesen Stellen wird die Haut mit einer Klemme aufgespreizt. Der Eingang wird so gedehnt, dass der Urologe an die Samenleiter gelangt. Mit einer speziellen Halteklemme wird der Samenleiter erfasst. Der weitere Verlauf (Samenleiterdurchtrennung etc.) ähnelt der klassischen Vasektomie. Dieser Eingriff dauert insgesamt ca. 20 Minuten.

Die "No-needle-no-scalpel" Vasektomie (NN-NSV):

Diese Methode ist der "Non-scalpel" Vasektomie sehr ähnlich. Der Unterschied liegt nur in der Art der Betäubung. Es werden keine Betäubungsspritzen gegeben, sondern es wird eine spezielle, nadellose Betäubungstechnik angewandt. Die Betäubungstechnik nennt sich „Jet Injektion“. Durch Luftdruck wird das Betäubungsmittel in die Haut gepresst.


Video - No Scalpel Vasektomie / Non-Skalpell Vasektomie (NSV)


Vasektomie - Komplikationen und Risiken:

Unabhängig von der oben dargestellten Methode gilt die Durchführung einer Vasektomie als risiko- und komplikationsarm. Dennoch kann es wie bei jedem operativen Eingriff zu Komplikationen kommen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür sehr gering ist. Daher sollte die Vasektomie von einem erfahrenen Urologen durchgeführt werden, der eine hohe Fallzahl vorweisen kann. Es bestehen u.a. folgende Risiken:

  • Bluterguss
  • Schwellung des Hodensacks
  • Wundheilungsstörung / Wundinfektion
  • Nachblutungen
  • Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom

Das Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom wird auch als Post-Vasectomy-Pain-Syndrom bezeichnet. Darunter versteht man langanhaltende und chronische Schmerzen im Bereich des OP-Gebietes (lokale Schmerzen). Die Ursachen dafür sind nicht eindeutig geklärt, evtl. können eine Nervenreizung, erhöhter Druck im Nebenhoden, Rückstauprobleme der Spermien im Nebenhoden und/oder eine Entzündung des Nebenhodens dafür verantwortlich sein. Bezüglich der Häufigkeit eines Post-Vasektomie-Schmerzsyndroms gibt es unterschiedliche Aussagen. Die europäischen Leitlinien geben eine Häufigkeit von 1 – 14 % für chronische postoperative Schmerzen an, die Leitlinie der amerikanischen Gesellschaft für Urologie gibt 1 bis 2 Prozent.

Generell sind die Komplikationsraten bei der Vasektomie niedrig. In 0,2% der durchgeführten Vasektomien kann es zu einem spontanen Zusammenwachsen der Samenleiter kommen, der sogenannten Rekanalisierung.


Kein erhöhtes Prostatakrebs-Risiko nach der Sterilisation des Mannes:

Im Zuge einer in 2014 veröffentlichten Studie („Health Professionals Follow-up Studie“) von der Harvard School of Public Health (Boston) wurde der Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Prostatakrebs und der Vasektomie untersucht. In einem Zeitintervall von 24 Jahren (1986 bis 2010) nahmen an dieser Studie 49.405 amerikanische Männer teil. Von diesen erkrankten insgesamt 6.023 der Männer an Prostatakrebs. Jeder vierte Teilnehmer hatte sich einer Sterilisations-Operation unterzogen. Das Gesamtrisiko vasektomierter Männer, an einem Prostatakarzinom zu erkranken, liegt lt. der Studie bei 1,6 % und ist damit 10 % höher als bei zeugungsfähigen Männern. Der Anteil einer leichten Form des Prostatakarzinoms ist bei beiden Gruppen ähnlich niedrig. Bei der aggressiven Form konnte unter den sterilisierten Männern ein um 22 % erhöhtes Risiko festgestellt werden. Es konnte demnach festgestellt werden, dass die Gefahr für den einzelnen Mann, an einem Prostatakarzinom, zu erkranken gering ist und daher wahrscheinlich kein Grund besteht, bei einem begründeten Interesse an einer Sterilisation davon abzusehen. Unklar war, ob tatsächlich alle Faktoren bei der Studie berücksichtigt wurden und es nicht zu einer Verzerrung der Fakten kam.

Wichtig ist, dass dieses Thema Inhalt des Aufklärungsgespräches beim Urologen ist, so dass evtl. bestehende Ängste des Patienten ausgeräumt werden können. Denn seit der Veröffentlichung der Studie wird verständlicherweise von verunsicherten Patienten immer öfter auch die Frage an den Urologen gestellt, ob bei Männern nach einer Vasektomie tatsächlich das Risiko, an einem Prostatakarzinom (Prostatakrebs) zu erkranken, höher ist.

Die damalige Studie wurde weltweit stark diskutiert, da diese in Expertenkreisen umstritten war. Ein wichtiger Grund dafür war, dass die Autoren der Studie vor allem die Mechanismen, welche nach der Vasektomie die Entstehung des Prostatakrebses verursachen sollten, nicht plausibel begründen konnten.

Eine systematische Übersichtsarbeit sowie zwei Metaanalysen (erfüllen höchste wissenschaftliche Qualitätskriterien) kamen nun zum Ergebnis, dass es keine Gründe dafür gibt, nach der Vasektomie ein erhöhtes Prostatakrebsrisiko zu haben. Die Arbeiten und Ergebnisse wurden Ende 2015 veröffentlicht. Es wurden dafür Daten von ca. 1,5 Millionen Männern gesammelt und ausgewertet.

Somit kann abschließend und basierend auf neuesten, evidenzbasierten Daten festgestellt werden, dass die Vasektomie zum einen eine sehr sichere Verhütungsmethode darstellt, zum anderen kein erhöhtes Prostatakrebsrisiko durch den Vasektomie-Eingriff besteht.

Die amerikanische Gesellschaft für Urologie (AUA) hat diese Stellungnahme in ihrer Leitlinie zur Vasektomie auch klar zum Ausdruck gebracht (https://www.auanet.org/guidelines/vasectomy-guideline).


Vasektomie - Nach dem Eingriff:

Am OP-Tag sollte sich der Patient körperlich schonen. Ein Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen 400) kann in den ersten Stunden nach dem Eingriff bei eventuellem Wundschmerz helfen. Direkt nach dem Eingriff kann Hochlagerung und Kühlung des Hodensacks im Falle von Beschwerden eine mögliche Schwellung oder Schmerzen lindern.

Nach der Vasektomie können bis zu 12 Wochen postoperativ noch befruchtungsfähige Spermien in der Samenflüssigkeit sein. Daher muss nach der Vasektomie zunächst noch weiter verhütet werden. Um sicher zu stellen, dass sich keine Spermien mehr im Ejakulat befinden, ist ein Spermiogramm erforderlich.

Die Europäische Gesellschaft für Urologie empfiehlt, ein Spermiogramm nach drei Monaten und ca. 25 Ejakulationen zumachen. Sollte dieses Spermiogramm eine Azoospermie (keine Samenzellen im Ejakulat) zeigen, kann die Verhütung beendet werden.

Im Ergebnis wurde dann das Ziel erreicht und die Operation brachte den gewünschten Erfolg.

Etwa 2 Tage nach der Vasektomie kann der Patient seiner Arbeit wieder nachgehen. Geringe Schmerzen im Hodensack oder ein Ziehen können ca. 2-3 Tage wahrgenommen werden. Die Mehrheit der Patienten hat jedoch keinerlei Beschwerden. Wurde die Vasektomie vom Urologen fachgerecht durchgeführt, sind auch Nachblutungen oder Wundheilungsstörungen eher selten. Nach etwa 7 - 14 Tagen kann der Patient bspw. seinen sportlichen Aktivitäten wieder nachgehen.

Warum sollte die körperliche Schonung von ca. 1 - 2 Wochen eingehalten werden? Eine Vasektomie ist zwar ein kleiner Eingriff, trotzdem handelt es sich um eine OP, der sich ein Heilungsverlauf anschließt. Die sexuelle Pause und die Schonung (kein Sport etc.) sind sehr wichtig, um u.a. die innere Wundheilung nicht zu gefährden.


Vorstellung einiger Vasektomie-Experten

Persönliche Vasektomie-Beratung:
Die Webseite vasektomie-experten.de wurde zu Informationszwecken erstellt und ersetzt nicht die persönliche Beratung und Behandlung durch einen ausgebildeten Facharzt für Urologie. Experten für eine Beratung stellen sich auf vasektomie-experten.de vor.

Der Begriff Vasektomie-Experten-Netzwerk:
Das Vasektomie-Experten-Portal bzw. Vasektomie-Experten-Netzwerk bietet für Patienten verständliche Informationen zur Vasektomie und eine Experten-Suche (Urologen). Es findet eine Vernetzung zwischen Patienten und Urologen statt, das soll der verwendete Begriff "Netzwerk“ verdeutlichen.

Fachliche bzw. medizinische Texte auf vasektomie-experten.de:
Texte geprüft durch einen auf Vasektomie spezialisierten Urologen
Prof. Dr. Engl - Facharzt für Urologie - Frankfurt am Main

© vasektomie-experten.de 2011 - 2024