Vasektomie/Sterilisation beim Mann - Grundlagen für eine Entscheidung
Vasektomie und Sterilisation beim Mann - Einleitung:
Als Vasektomie wird die Sterilisation des Mannes bezeichnet (auch Vasoresektion genannt). Sie dient der Verhütung und der Mann bzw. das Paar kann so einer Schwangerschaft vorbeugen. Aus aktueller Sicht ist die Vasektomie eine der sichersten Methoden der Empfängnisverhütung. Mit Hilfe eines kleinen, chirurgischen Eingriffs werden beide Samenleiter durchtrennt. Damit wird erreicht, dass sich im Ejakulat keine Samenzellen mehr befinden und somit eine Vaterschaft zu beinahe 100% auszuschließen ist (der sogenannte Pearl Index für die Vasektomie liegt bei ca. 0,1). Das heißt, dass von 1000 Paaren, die mit der Vasektomie verhüten, nach einem Jahr eine Frau schwanger wird.
Die Vasektomie wird im Allgemeinen in örtlicher Betäubung oder in leichtem Dämmerschlaf durchgeführt. Bei Wunsch und entsprechenden Voraussetzungen kann die Vasektomie auch in Vollnarkose durchgeführt werden. Es handelt sich bei der Vasektomie zwar um einen operativen Eingriff, jedoch gilt sie als wenig komplikationsträchtig. Trotzdem ist es zu empfehlen, die Vasektomie von einem Urologen durchführen zu lassen, der diese OP oft durchführt. So kann der Mann (Patient) mit einer entsprechenden Erfahrung und Routine des Operateurs rechnen.
Durch eine Vasektomie bzw. durch eine Sterilisation beim Mann ändert sich an der Potenz, der Lust auf Sex, der Erektionsfähigkeit und der Ejakulationsfähigkeit nichts. Der wesentliche Effekt der Vasektomie liegt darin, dass die Samenflüssigkeit nun keine Spermien mehr enthält. Dadurch besteht seitens des Mannes oder des Paares die Gewissheit, dass eine ungewollte Schwangerschaft nicht mehr ohne Weiteres eintreten kann. Abschließend vertreten Männer, bei denen eine Vasektomie durchgeführt wurde, die Meinung, ihre Lebensqualität und ihr Sexualleben haben sich verbessert oder seien unverändert. Es gibt sogar Studien, die belegen, dass sich die sexuelle Zufriedenheit bei einigen Männern nach der Vasektomie verbessert.
Vasektomie - Eine der sichersten Verhütungsmethoden:
Ist die Familienplanung abgeschlossen und der Mann bzw. das Paar ist sich sicher, keine weiteren Kinder haben zu wollen, stellt die Vasektomie bzw. Sterilisation des Mannes eine vielversprechende Alternative der Verhütung dar. Vor allem ist die Vasektomie eine der zuverlässigsten Verhütungsmethoden. Wurde einmal eine Sterilisation durchgeführt, muss sich der Mann keine Gedanken mehr zum Thema Verhütung machen.
Denken Paare über eine Sterilisation nach, sind zwei wesentliche Punkte wichtig. Der Mann sollte nicht jünger als 30 Jahre sein und sollte bereits Kinder haben. Kinderlose Männer müssen sich sehr sicher sein, nie Kinder haben zu wollen. Zusätzlich lebt das Paar idealerweise schon mehrere Jahre in einer Beziehung zusammen.
Zusammengefasst: Die Kinderplanung ist abgeschlossen, selbst für den hoffentlich unwahrscheinlichen Fall, dass sich das Paar trennen sollte.
Ist die Entscheidung für eine Sterilisation gefallen, folgt die Frage, ob beim Mann oder bei der Frau die OP durchgeführt wird. Punkte wie vorliegende Krankheiten, Lebensalter oder psychische Belastbarkeit sind hier zur Beantwortung der Frage wichtig. Parallel dazu sollte sich das Paar von einem Arzt beraten lassen. Der Arzt klärt über Risiken, den Ablauf der Sterilisation und deren Konsequenzen auf. Entsprechende Beratungsstellen, wie u.a. Pro Familia, können ebenfalls zur Beratung aufgesucht werden.
Vergleicht man die Sterilisation eines Mannes (Vasektomie) mit der Sterilisation der Frau (Tubenligatur), kann festgestellt werden, dass die Sterilisation des Mannes ein kleinerer Eingriff ist. Bei der Vasektomie treten weniger Komplikationen auf und die Dauer des Eingriffs ist kürzer. Die Sterilisation der Frau hingegen ist ein Eingriff in der Bauchhöhle und wird grundsätzlich in Vollnarkose durchgeführt (stationär oder ambulant), was für den Körper belastender ist.
Teilweise findet die Vasektomie auch aus medizinischen Gründen statt, u.a. dann, wenn bestimmte genetische Erkrankungen vorliegen. Auch hier ist es notwendig, sich vom entsprechenden Facharzt bzw. Urologen individuell und ausführlich beraten zu lassen.
Vasektomie - Das Ziel:
Der natürliche Transport der Spermien vom Hoden bzw. Nebenhoden in die Harnröhre wird durch die Trennung der Samenleiter unterbrochen. Demzufolge kann beim Geschlechtsverkehr eine Befruchtung der Eizelle nicht mehr stattfinden. Eine Schwangerschaft wird somit verhindert.
Nach der Vasektomie ist der Samenerguss fast unverändert. Für die Bildung der Samenflüssigkeit ist hauptsächlich die Prostata (männliche Vorsteherdrüse) verantwortlich. Das Ejakulat besteht zu ca. 95% Samenflüssigkeit, die aus der Prostata kommt und nur zu ca. 5% aus Spermien. Diese Spermien sind nun im Ejakulat nicht mehr vorhanden. Die 5%ige Volumenreduktion des Ejakulates ist bei einem normalen Ejakulatvolumen von ca. 2 ml nicht spürbar.
Nach der Vasektomie bleiben alle Aspekte des Sexuallebens unverändert. Das bedeutet, die Erektionsfähigkeit bzw. Penisversteifung, Samenerguss und Potenz, das Empfinden eines Orgasmus, das Lustempfinden bzw. die Lust auf Sex werden durch die Vasektomie nicht beeinflusst. Auch die Produktion des männlichen Sexualhormons Testosteron, die überwiegend im Hoden stattfindet bleibt vollständig erhalten. Die Samenzellen, die im Hoden auch nach der Vasektomie weiterhin gebildet werden, werden vom Körper wieder abgebaut, so dass ein "Spermienstau" nicht auftritt.
Vasektomie - Die Kosten:
Die Durchführung der Vasektomie ist unabhängig vom Versicherungsstatus keine Versicherungsleistung, sondern muss selbst bezahlt werden. Die Kosten der Vasektomie werden also nicht von den gesetzlichen oder privaten Krankenversicherungen übernommen. Eine Abrechnung erfolgt anhand der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). Ausnahmen bzgl. der Kostenübernahme bestehen nur dann, wenn eine medizinische Notwendigkeit zur Durchführung der Vasektomie besteht. Im Durchschnitt liegen die Kosten inklusive professioneller und fachgerechter Betreuung nach der Vasektomie (bspw. mit Spermiogramm-Kontrollen) bei ungefähr 450 - 600 Euro (abhängig u.a. von dem Narkoseverfahren und der Technik).
Vasektomie - Rückgängig machen:
Mit Hilfe modernster Mikrochirurgie besteht unter Umständen die Möglichkeit, die bei der Vasektomie durchtrennten Samenleiterenden wieder zusammenzuführen (auch einige Jahre nach der Vasektomie). Doch gibt es hier keine Garantie, dass danach die Zeugungsfähigkeit wieder hergestellt ist. Ob die Durchgängigkeit des Samenleiters wieder hergestellt werden kann hängt von vielen Faktoren wie der Erfahrung des Operateurs und der Dauer seit der Vasektomie ab. Der Eingriff wird als Vaso-Vasostomie oder Refertilisierung beim Mann bezeichnet und ist kostenintensiver als die Vasektomie.
Mehr Informationen: Vasovasostomie oder Refertilisierung beim Mann