Vasektomie – Schnelleinstieg mit kurzen Infos
Bei abgeschlossener Familienplanung denken viele Paare über die Art der Verhütung erneut nach. Es stellt sich die Frage, ob Verhütung immer nur Frauensache sein sollte oder der moderne Mann von heute sich nicht auch darum kümmern kann. Doch warum gibt es Männer, die beim Thema Sterilisation abgeschreckt sind und zögern? Gründe dafür sind verständlich und können u.a. sein:
- Unwissenheit, denn einige Männer setzen die Vasektomie mit der Kastration gleich, was zwei völlig unterschiedliche Eingriffe sind,
- Angst, denn einige Männer denken, sie könnten bspw. ihre Potenz oder das Lustempfinden verlieren,
- Bequemlichkeit, denn es ist einfacher, das Thema Verhütung der Frau zu überlassen.
Zudem handelt es sich um eine Operation. Es ist normal, dass ein operativer Eingriff, gerade in diesem intimen Bereich, generelles Unbehagen auslöst und daher auch von vornherein kein Interesse besteht.
Fragen zur Vasektomie – was interessiert Männer und Paare am häufigsten? Hier eine kleine Zusammenstellung als Schnelleinstieg ins Thema:
Vasektomie – sichere Verhütungsmethode?
Ja, die Vasektomie ist die sicherste Form der Verhütung für den Mann (Vasektomie vs. Kondom). Der Pearl-Index beim Kondom liegt bei 2-12, im Vergleich zur Vasektomie (Pearl-Index 0,1) liegt er damit wesentlich höher. Zudem ist die Vasektomie (Sterilisation beim Mann) weniger aufwendig als die Sterilisation der Frau. Wichtig ist, sich einen Urologen als Operateur zu suchen, welcher den Eingriff regelmäßig durchführt. Der Erfolg eines operativen Eingriffes hängt immer auch von der Erfahrung des operierenden Facharztes ab.
Männer – Entscheidung für die Vasektomie?
Vor der Vasektomie ist grundlegend die Entscheidung gefallen, keine Kinder mehr zeugen zu wollen. Das bedeutet, der Kinderwunsch ist definitiv abgeschlossen. Somit entscheiden sich meist Männer ab Mitte 30 für die Vasektomie, die bereits eine Familie gegründet haben. Hauptgründe sind vor allem 2 Punkte. Zum einen möchte sich der Mann oder das Paar keine Gedanken mehr über eine sichere Verhütungsform machen und den Sex ohne „Sorgen“ diesbezüglich genießen. Zum anderen gibt es Männer, die ihre Partnerin entlasten möchten, so dass diese Verhütungsmittel wie bspw. die Pille nicht mehr einnehmen muss.
Ratsam ist, das Beratungsgespräch beim Urologen zusammen mit der Partnerin zu besuchen. Denn für Männer in einer Beziehung ist die Verhütungsfrage eine gemeinschaftliche.
Bei Unsicherheit sollte entweder noch ein weiteres Gespräch erfolgen, um alle Fragen beantworten zu lassen oder eine Zweitmeinung bei einem anderen Experten stattfinden oder aber die Entscheidung auch gegen eine Vasektomie getroffen werden, sofern weiterhin Unsicherheiten bestehen.
Vasektomie – Durchführung bzw. Techniken
Im Allgemeinen hat sich der Urologe auf eine Technik spezialisiert oder bietet die beiden bekanntesten Vasektomie-Techniken an. Unabhängig von der Technik wird immer das Ziel verfolgt, die beiden Samenleiter zu durchtrennen, so dass keine fruchtbaren Spermien mehr ins Ejakulat gelangen können. Die Vasektomie ist ein ambulanter Eingriff, meist unter lokaler Betäubung.
Zu den Techniken: Am häufigsten wird die sogenannte Ligaturtechnik angewandt, da diese bereits seit Jahrzehnten in der Praxis Bestand hat. Auch ist die No-Scalpel-Technik beliebt. Bei der Ligaturtechnik wird der Hodensack mit einem Skalpell und einem kleinen Schnitt geöffnet, um an die Samenleiter zu gelangen. Bei der No-Scalpel-Technik wird dieser Schritt mit Hilfe eines Spezialinstrumentes durchgeführt. Es wird ein Loch „gepiekst“ und dieses dann entsprechend gedehnt. Auch so sind die Samenleiter zu greifen. Nun werden diese durchtrennt und jeweils ein etwa 2 cm langes Stück entnommen. Die offenen Enden werden abgebunden, umgeschlagen und in unterschiedliche Gewebsschichten zurückgelegt. Alternativ können die Enden auch elektrisch verödet werden oder beide Verfahren miteinander kombiniert werden. Am Ende der Operation wird die Haut mit Fadenmaterial geschlossen und kann zusammenwachsen. Bei der No-Scalpel-Vasektomie kann darauf verzichtet werden, da die Haut von allein wieder zusammenwächst.
Kosten der Vasektomie
Die Kosten der Vasektomie müssen im Allgemeinen vom Patienten selbst getragen werden. Es handelt sich um eine private Wunschleistung und nicht um einen medizinisch notwendigen Eingriff. Die Kosten inkl. Vorbereitung, Eingriff und Nachsorge liegen bei etwa 400-600 Euro.
Nach der Vasektomie
Allen Hinweisen des Urologen sollte der Patient Folge leisten und sich entsprechend den Anweisungen des Arztes verhalten. Schonung ist wichtig, so dass die Wundheilung optimal stattfinden kann. Es handelt sich um einen kleinen Eingriff, so dass nach einigen Tagen der gewohnte Tagesablauf, sportliche Aktivitäten und Sex wieder uneingeschränkt möglich sind.
Nach der Operation ist alternative Verhütung weiterhin wichtig, da der Mann nicht gleich zeugungsunfähig ist. Es können 2-3 Monate vergehen. In dieser Zeit werden Spermatests (Samenproben) durchgeführt, um definitiv nachzuweisen, dass keine fruchtbaren Spermien mehr im Ejakulat zu finden sind. Erst nach der Freigabe des Urologen ist der Mann zeugungsunfähig und es kann auf anderweitige Verhütung komplett verzichtet werden.
Wichtig: Bei der Vasektomie handelt es sich lediglich um eine Verhütungsform, sie schützt nicht vor ansteckenden Geschlechtskrankheiten.
Vasektomie – Konsequenzen für den Mann
Wichtig ist hier das Beratungsgespräch beim Urologen vor der Vasektomie. Bedenken und Ängste müssen offen besprochen werden.
Potenz, Lustempfingen, sexuelle Aktivität, Erektionsfähigkeit – all das wird durch die Vasektomie nach den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht weniger. Die Spermaproduktion findet weiterhin statt, das Gefühl beim Orgasmus ist wie vor der Vasektomie.
Lediglich die Menge des Ejakulates ändert sich und wird weniger. Dies ist jedoch für das menschliche Auge nicht erkennbar, da die nun fehlenden fruchtbaren Spermien nur einen geringen Anteil an der Gesamtmenge des Ejakulates haben.
Komplikationen bzw. Risiken einer Vasektomie
Die Vasektomie ist risikoarm und Komplikationen nach der Vasektomie selten. Um Komplikationen auf ein Minimum zu reduzieren, ist es ratsam, einen erfahrenen Urologen für die Vasektomie zu wählen.
Mögliche Risiken einer Vasektomie sind bspw. Blutergüsse, Wundinfektionen, Druckgefühle (Hoden), Entzündungen (Nebenhoden), chronische Schmerzen im Bereich der Hoden (Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom), Sperma-Granulome (kleine knotenartige Gewebeeinschlüsse von Samenzellen), das spätere Zusammenwachsen der Samenleiter oder seelische Probleme.
Einige Männer befürchten, dass eine Vasektomie das Risiko von Hodenkrebs erhöht. Hier konnte wissenschaftlich bisher kein Zusammenhang nachgewiesen werden. Auch das Thema Prostatakrebs wird in Verbindung mit der Vasektomie genannt. Dazu sind hier weitere Informationen zu finden: Vasektomie und Prostatakrebs
Hatten Männer zu einem früheren Zeitpunkt eine Leistenoperation oder gibt es Probleme im Lendenwirbelsäulen- oder Hodenbereich oder bestehen chronische Schmerzen, dann sollte der Urologe im persönlichen Beratungsgespräch darüber informiert werden.